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RFT G-2005.500 Frequenzzähler
Der G-2005.500 Zähler nimmt in meinem Labor eine ganz besondere Stellung ein. Er ist nämlich das erste Messgerät hier, das aus der DDR stammt. Nicht zuletzt weil einer meiner Großväter in der DDR (Zwickau) gelebt hat, interessiere
ich mich seit langer Zeit für diesen Teil der Geschichte.
Da war es ein netter Zufall, dass der Funker von dem ich den HP 3330B Synthesizer bekommen habe, auch so einen RFT Zähler hatte.
Zum Hersteller muss noch gesagt werden, dass es sich bei RFT nicht um einen einzigen Betrieb gehandelt hat, sondern um einen Zusammenschluss vieler Betriebe. Der Zähler stammt aus dem VEB Mikroelektronik "Karl Marx" Erfurt.
Anmerkung: VEB steht für Volkseigener Betrieb, also ein Unternehmen, das ins Volkseigentum übergeführt bzw. verstaatlicht wurde.
An diesem Standort wurden auch sehr viele Halbleiter gefertigt. Aufgrund des Cocom Embargos mussten quasi alle Bauteile im Land produziert bzw. aus den anderen Ländern des Ostblocks importiert werden, weil diese Staaten
keine Hochtechnologie aus dem Westen importieren konnten. Dass dies nicht immer zur Gänze geklappt hat, bezeugen zwei ICs im Zähler, die offenbar von Analog-Devices hergestellt wurden. Das werde ich mir aber noch genauer anschauen.
Der Zähler war ebenfalls wissentlich defekt. Beim Einschalten leuchteten zwei LEDs auf, aber das Display blieb dunkel. Was macht man in so einem Fall als erstes? Genau! Sich an der Ostdeutschen und Sowjetischen Elektronik erfreuen! Die eigentliche Antwort
wäre gewesen, die Betriebsspannungen zu prüfen. Das habe ich natürlich nach einer ersten Begutachtung des Innenlebens (sollte man sowieso machen, da entdeckt man oft schon die ersten Fehler) gleich gemacht und bin auf eine fehlende Betriebsspannung
gestoßen. Leider bzw. zum Glück war es bei weitem nicht so kompliziert wie beim 3330B, denn es war einfach nur eine Primärsicherung im Schaltwandlerteil kaputt. Nichtmal durchgebrannt, nein, einfach der Draht wegkorrodiert oder so. Sicherung
getauscht und die Kiste lief wieder.
Nun erstmal ein paar Innenaufnahmen von dieser sozialistischen Wundertüte:
Hinter dem Frontpanel verbergen sich diverse Einschubkarten
Eine der Eingangsstufen. Die ICs sind sowjetische Typen
Detailaufnahme der ICs. Type K500LM102. Bei diesem Gerät kamen meine Kyrillischkenntnisse wieder mal zum Einsatz
500MHz Vorteiler. Der IC im Keramikgehäuse ist ein ECL Teiler, ebenfalls aus der UdSSR. Bei dem Weissen Teil mit den drei Höckern handelt es sich um den Vorverstärker
Einschubkarte für externe Torzeit bzw Freigabe (Gate und Arming)
Ein/Ausgabe der Referenzfrequenz. Man kann extern einspeisen, aber auch die Interne Referenz ausgeben lassen. In mehreren dekadischen Teilerstufen. Vorallem die Position der Buchse an der Front und nicht hinten ist eine
sehr feine Sache
Eine der eigentlichen Zählerplatinen
DAC Karte zur Erzeugung der Triggerschwelle. Die zwei ICs sehen sehr nach Analog-Devices aus
Steuerrechner. Die U8830 ist von der Architektur her die DDR Version de Zilog Z8 Controllers (nicht zu verwechseln mit dem Z80). Die 30er Variante hat einen BASIC Interpreter drin
IO Platine für das IMS-2 Interface. Das ist sozusagen HP-IB, nur mit anderem Stecker (25pol DSub). Weiters sind der Piezopiepser und der Ein/Ausschalter zu sehen. Der Chip im DIL-40 Gehäuse ist auch aus dem Westen
Erst sehr spät ist mir aufgefallen, dass der Lüfter ja ein Hell/Dunkel Muster drauf hat. Damit wird die Drehzahl überwacht
Der OCXO
Geöffneter OCXO. Der silberne Zylinder ist ein Dewargefäß, also vom Prinzip her eine Thermosflasche. So in der Form habe ich das, wenn ich mich recht erinnere, nur bei einem einzigen Frequenznormal von R&S bisher gesehen. Bin mir aber nicht
mehr sicher. Üblicherweise hat man nur mit OCXOs mit metallischer Ofenmasse zu tun, wie z.B. der HP 10811A. Wobei der große zylindrische OCXO aus dem HP 5060A Caesium Primärstandard von der Form her auch so was sein könnte
(C) 2017 Ing. Christoph Baumann, OE2BCL
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